Definitionen für Peer Counseling:

„Peer Counseling ist eine emanzipatorische Beratungsmethode, die sich immer an den Bedürfnissen iund Erfordernissen der jeweiligen Ratsuchenden orientieren muß. Das bedeutet, daß, wir ihre psychosoziale Situation in unsere Arbeit einbeziehen müssen, um Lösungswege zu entwickeln, die den persönlichen Kompetenzen der Ratsuchenden angemssen sind und nicht zur Überforderung oder Fremdbestimmung führen.

Unsere Beratung sollte sie dazu befähigen, sich besser aus Versorgungsstrukturen von Familie und Fürsorge lösen zu können, um mehr Selnbstbestimmung und Kompetenz für die Bewältigung ihres Alltags zu entwickeln. Darüber hinaus sollte unsere Beratung ganzheitlich orientiert sein, so daß die vielfältigenden Unterstützungsangebote wirkungsvoller ineinander greifen können.
(…)

Wir sollten uns immer darüber bewußt sein, daß wir als behinderte BeraterInnen positive Rollenvorbilder für die Ratsuchenden sind. Gerade dieser Aspekt des Peer Counseling kann einen intensiveren Austausch ermöglichen, denn durch unsere eigenen behinderungsbedingten Erfahrungen haben wir oft ein besseres, einfühlendes Verständnis für die Situation der Ratsuchenden.“

Tobias Reinarz / Friedhelm Ochel; ZsL Köln

„Peer counseling“ ist die Anwendung von Problemlösungs-Techniken und aktivem Zuhören, um Menschen, die „gleichartig“ („peers“) sind, Hilfestellung zu geben.“

Bill und Vicki Bruckner, San Francisco

„Im Zusammenhang mit diesem Training-Programm (des Independent Living Resource Centers. Anm. M.R.) ist ein Peer Counselor, wer seine Behinderung anerkennt und auf dieser Basis Beratung mit anderen Behinderten durchführt. Das Anerkennen der eigenen Behinderung bedeutet unter anderem, ein ausgeprägtes Bewußtsein der gesamten Bandbreite möglicher Gefühle zu besitzen, die Jeder/jede von uns als BehinderteR erfahren kann.
Die dem Peer Counseling zugrunde liegende Annahme ist, daß jeder/jede, so er/sie die Gelegenheit dazu bekommt, die meisten seiner eigenen Probleme des täglichen Lebens selbst lösen kann. Es ist als nicht die Aufgabe eines Peer Counselors, die Probleme eines anderen zu lösen, sondern lediglich dem anderen zu helfen, selbstständig entsprechende Lösungen zu finden. Peer Counselors sagen weder, was jemand „tun sollte“, noch geben sie Ratschläge. Stattdessen hilft ein Peer Counselor, Lösungen zu finden, indem er zuhört, von eigenen Erfahrungen berichtet, gemeinsam mit dem zu Beratenden Möglichkeiten und Ressourcen zu erforschen, um ihm schlicht eine Unterstützung zu geben.“

Independent Living Resource Centers, San Francisco

„Peer Counseling is a necessary adjunct to the rehabilitation process in which a severly disabled person who has made a successful transition from institutional to independent community living provides resource information, support, understanding, and direction to another disabled person who desires to make a similar transition.“

Marsha Saxton, Boston

„Das Peer Counseling als Beratung von Behinderten für Behinderte wird als pädagogische Methode der Independent-Living-Bewegung bezeichnet. Auf der politischen Ebene ist die Durchsetzung und Schaffung einer Vielzahl von Möglichkeiten Voraussetzung für Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Auf der individuellen Ebene hat das Peer Counseling den Sinn, das Treffen von Entscheidungen, die Auswahl aus den verschiedenen Möglichkeiten zu unterstützen und zu begleiten (soweit diese Möglichkeiten vorhanden sind; wenn sie nicht vorhanden sind, bietet das wiederum den Einstieg in die politische Arbeit). Dabei stehen im Peer Counseling nicht die Defizite aufgrund der Behinderung, sondern unsere Fähigkeiten im Vordergrund. Nicht ein isoliertes Problem muß Thema der Beratung sein, Bezug genommen werden kann auf die Person und die Lebenssituation als Gesamtheit. Ziel der Unterstützung im Peer Counseling ist, Ratsuchenden die Fähigkeit zu vermitteln, eigene Probleme und Schwierigkeiten selbst lösen zu können. In den USA wird das mit dem Begriff „Empowerment“ bezeichnet und kann, nicht ganz so treffend, mit „Ermächtigung“ übersetzt werden.“

Matthias Rösch, ZsL Mainz

„Die amerikanische „Independent Living“-Bewegung hat diese beiden Momente, Beratung und Organisation zur individuellen Lebensveränderung und globales politisches Engagement zusammengebracht und die Erfahrung zeigt, daß diese Mischung hochexplosiv sein kann.“

Horst Frehe, Bremen

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